Kürzlich lauschte ich mit einigen hundert anderen Gästen bei einem Neujahrsempfang einem prominenten Wissenschaftler, der sein Publikum wirklich zu fesseln vermochte. Einziges Problem: Die Befestigungsschraube am Mikrofonständer war locker.
Während der ca. 45-minütigen Ansprache senkte sich das Mikrofon am ausgestreckten Mikrofonarm immer weiter nach unten. Erst beugte sich der Wissenschaftler ein wenig, dann gab er es auf. Etwa ab der Hälfte des Vortrags war der renommierte Redner ab Reihe 15 nicht mehr zu verstehen.
Ich habe mich oft gefragt, wieso Minister, Bürgermeister, Aufsichtsräte, Gewerkschaftsführer, etc. nicht verpflichtet werden, eine 10-Minuten-Crash-Ausbildung zum Thema Mikrofon zu machen. Es ist eigentlich ganz einfach:
1. Ein Mikrofon nützt nur am Mund!
Klingt erst einmal selbstverständlich: Je näher am Mund, desto lauter und desto mehr Wärme im Klang. Bei den meisten Handmikrofonen darf der Abstand zum Mund nicht mehr als eine Handbreit betragen. Sonst sinkt der Verstärkungseffekt exponentiell.
Das Mikrofon sollte auch im Stativ so eingerichtet sein, dass es von unten auf den Mund zeigt. Ja, es ist tatsächlich ein erheblicher Unterschied, ob es dabei auf den Hals, das Kinn, den Mund oder die Stirne ausgerichtet ist…
Wenn ein Redner das Mikrofon beim Sprechen vor dem Körper hin- und herschwenkt, kann auch ein Tonmeister der Berliner Philharmoniker nichts mehr ausrichten. Gleiches gilt, wenn das Mikrofon im Stativ auf Brusthöhe abgesunken ist.
2. Wofür sind diese hässlichen Kopfbügel- und Ansteckmikrofone gut?
Für Menschen, die ihre Hände z.B. zum Klavierspielen brauchen oder die beim Reden immer wild mit beiden Händen gestikulieren, eignen sich Ansteck- und Kopfbügelmikrofone.
Wenn bei der Anschaffung gespart wurde, ist deren Klang ist oft schlechter als bei Handmikrofonen. Auch die Rückkoppelungsgefahr (s.u.) ist deutlich höher. Wenn Sie also eher leise sprechen und eine Hand frei haben, ist das Handmikrofon häufig die bessere Wahl. (Hochwertige, also teurere Kopfbügelmikros können mit Handmikros durchaus mithalten.)
Wenn Sie besonders hip und professionell wirken und wie ein Frühstücksmagazin- oder VIVA-Moderator aussehen wollen, brauchen Sie auf jeden Fall einen Kopfbügel mit großem Windschutz („Boppel“) am Mikrofon! 😉
3. Schlüsselqualifikation: Mikrofonständer bedienen!
Die Aufgabe eines Mikrofonständers ist es, das Mikrofon an der richtigen Stelle vor dem Mund des Sängers oder Redners zu fixieren. Um Höhe und Winkel einzustellen, gibt es zwei bis maximal vier Schrauben, die gegen den Uhrzeigersinn geöffnet und im Uhrzeigersinn zugedreht werden müssen.
BENUTZEN SIE DIESE SCHRAUBEN!
Die meisten Menschen verändern die Position des Mikroständers, ohne das jeweilige Gelenk auf- und wieder zuzuschrauben. Dadurch leiern diese aus und das Mikro hängt eben dann bald an der Brust statt vor dem Mund.
4. Warum pfeift es?
Die sogenannte „Rückkopplung“, auch „Feedback“ genannt, ist so häufig wie unbeliebt.
Vereinfacht gesagt entsteht das Pfeifen dadurch, dass Mikrofon und Lautsprecher zu nah beieinander stehen: Die Geräusche aus dem Lautsprecher gelangen über das Mikrofon erneut in den Lautsprecher und werden erneut verstärkt. Wenn dasselbe Geräusch immer wieder aus dem Lautsprecher durchs Mikrofon in den Lautsprecher durchs Mikrofon in den Lautsprecher durchs Mikrofon in den Lautsprecher, etc. gelangt – dann pfeift es.
Abhilfe: Stellen Sie sich nie mit dem Mikrofon vor einen Lautsprecher, z.B. wenn Sie durchs Publikum gehen, um etwas zu erklären. (Handmikrofone sind übrigens generell weniger anfällig für Feedback als Ansteck- oder Kopfbügelmikrofone – sofern sie vor den Mund gehalten werden …)
Wenn Sie diese wenigen Tipps befolgen, können Sie die Qualität Ihrer Bühnenauftritte erheblich steigern. Viel Spaß dabei!
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